Trauer von einer anderen Seite beleuchtet

Carina Domig • 18. Mai 2025

Wie ich das Schreiben wieder als Verarbeitungsprozess für mich entdeckt habe

Durch einen Kreativworkshop zum Schreiben des Ateliers für Sinnweberei mit Sarah Weber, wurde mir bewusst, wie viel Freude es mir bereitet Gefühle und Gedanken aus meinen Coachings oder Begleitungen in einer speziellen Form des Schreibens zu verarbeiten. 

Hier findet ihr das erste Werk, welches dank diesem tollen Workshop entstanden ist:

So voller Zuversicht und Hoffnung mit Vorfreude im Blick wurde ich ausgesucht,

mit einem großen Fest angesteckt und mit Träumen und vor Freude strahlenden Augen präsentiert.

Ich war das Versprechen für einen Anfang ohne Ende. Der Alltag war farbenfroh und freudig.

Ich wurde gerne und mit Stolz getragen.

Das Symbol einer Liebe. 


Und plötzlich bemerke ich: die freudig strahlenden Augen werden weniger. Die Farben des Alltags matter. Ich werde öfter nervös gedreht bis mir schwindlig ist und ich nicht mehr weiß wo oben oder unten ist. Ich werde auch mal abgelegt und vergessen.


Dann blitzt wieder Freude auf und es gibt farbenfrohe Momente, in welchen ich die Welt sehen darf und eine unbändige Lebensfreude um mich herum und Zärtlichkeit spüre.


Dann wieder nicht…


Und dann der Schock: ich werde weggesperrt. In einer Schachtel. Auf einmal ist alles dunkel und ich bin allein. Ich verstehe nicht warum. Was habe ich falsch gemacht? Bin ich nicht schön genug? Bin ich eine Last?

Das Gedankenkarusell dreht sich und gibt keine Ruhe.


Plötzlich dann ein Licht und vertraute Augen zeigen sich mir.

Sie blicken mich traurig an. Ich werde behutsam aus der Schachtel und vorsichtig, ja fast schon ehrfürchtig in die Hand genommen. Ein Finger streicht sanft über mich. Dann ein Seufzen, eine schnelle Geste und ich bin wieder zurück in meiner Schachtel.

Im Dunkeln.

Allein.


Das Spiel wiederholt sich.

Mehrmals.

Ich habe jedes Zeitgefühl verloren.


Und dann werde ich plötzlich in einer anderen Schachtel wild durchgeschüttelt und auf eine Reise geschickt. Eine grobe und völlig unbekannte Hand greift nach mir und befreit mich, um mich direkt in eine glühende Hölle zu befördern, die mich ohnmächtig werden lässt.


Ich erwache und stelle fest, dass ich verändert wurde. Ich strahle wieder, wie an jenem Tag des Aussuchens, auch wenn ich nicht mehr derselbe bin. Ich werde ins Licht getragen und hinter Glas erneut zur Schau gestellt.


Ich sehe wieder leuchtende Augen und bete jedes Mal, dass ich dieses Hochgefühl "ausgesucht" zu werden erneut erleben kann.


Und als es soweit ist, denke ich nur:

"Lass es wirklich das Versprechen für einen Anfang ohne Ende sein."


Der Ehering

von Carina Domig 11. Mai 2025
Jeder von uns trägt Träume in sich und in diversen Zitaten wird darauf eingegangen, dass man sie verfolgen und nicht mehr loslassen soll, weil damit auch der Verlust des Sinns des eigenen Lebens einhergehen würde oder es wird suggeriert, dass man sich nur noch mehr anstrengen müsste, um den Traum zu erreichen: „Alle Träume können wahr werden, wenn wir den Mut haben, ihnen zu folgen.“ (Walt Disney). Träume geben unserem Leben Richtung, Sinn und Hoffnung. Sie sind es, die unseren inneren Kompass entscheidend mitausrichten. Ein solcher Lebenstraum kann verschiedenste Formen annehmen: die ersehnte Karriere, Lebensveränderung, der Kinderwunsch, ein bestimmtes Projekt, eine klare Vorstellung der eigenen Zukunft etc. Was es jedoch mit einem anrichten kann, wenn man sich eingestehen muss, dass ein wirklicher Lebenstraum nicht realisierbar ist und man sich langsam bewusst wird, dass man seinen Kompass anders ausrichten sollte, habe ich selbst durchlebt. Jahrelang hatte ich eine klare Vorstellung von meiner glücklichen Zukunft und damit verknüpft war ganz klar auch das Bild einer Familie. Somit war eine Zukunft, in welcher ich allein für mich glücklich und zufrieden sein konnte, zunächst nicht vorstellbar. Und gleichzeitig war es genau das, was ich die letzten Jahre lernen durfte. Mit diesem Beitrag geht es um Gesichter der Trauer, die im Alltag oft übersehen werden, weil es sich nicht um einen offensichtlichen Trauerfall handelt.
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